Die Blockade der Vagabund-Brauerei beenden

Bereits am 4. August durfte ich gemeinsam mit Martha Kleedörfer, Christoph Keller und Steve Rauhut die Vagabund-Brauerei besuchen. Der Geschäftsführer Matt Walthall hat uns das alte Kesselhaus in den Osramhöfen gezeigt, in das nun die neue Brauerei samt Kneipe kommen soll.

Anlass des Besuchs war leider nicht nur gegenseitiges Kennenlernen. Vielmehr hatten Matt und seine Brauerei ein existenzbedrohendes Problem mit dem Bezirksamt. Während man es in Mitte sonst gewohnt ist entweder von Bezirksbürgermeister von Dassel oder Stadträtin Weißler Steine in den Weg gelegt zu bekommen, liegt hier im Bauamt die Wurzel des Übels.

Matt ist studierter Historiker und hat sein Hobby Bier zum Beruf gemacht. Ihm ist die Vergangenheit des Gebäudes und der ganzen Höfe bewusst. Wenn er über das Gebäude und seine Historie redet, funkeln seine Augen genauso, wie wenn er über seine Biere spricht.

Die Lage: viele Steine im Weg der Brauerei

Das Bauamt unterstellt ihm nun, Auflagen des Denkmalschutzes nicht eingehalten zu haben. Tatsächlich ist dies nicht der Fall. Um ein Beispiel zu nennen: Laut den Vorwürfen hätte er eine Wand im Keller widerrechtlich einreißen lassen. Fotos beweisen jedoch, dass diese Wand schon nicht mehr stand, als die Vagabund-Brauerei in das Gebäude einzog. Es ist sogar gut möglich, dass diese Wand nie existierte. Das Gebäude wurde 1937 gebaut, also kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. In dieser Zeit wurden viele Dinge gebaut, die nicht den Plänen entsprachen.

Um die finanzielle Stabilität der Brauerei zu gewährleisten, wäre es hilfreich, wenigstens einen Teil der Innenräume freizugeben und zu öffnen. Doch auch dies verweigert das Bauamt unter Stadtrat Gothe bisher. Dabei spricht aus Sicherheitsgründen (Statik, Brandschutz) nichts dagegen. Es ist also schleierhaft, warum das Amt hier seine Blockadehaltung aufrecht erhält. Wäre dieser Teil freigegeben, könnte zudem der angemietete Toilettencontainer vor dem Gebäude verschwinden.

Aktiv werden: Die Steine gemeinsam wegräumen

Gemeinsam mit Menschen vom Fach konnten wir ein Blick auf die Bauanträge werfen und uns von Matts Ausführungen überzeugen. Wir unterstützen Matt und seine Vagabund-Brauerei dabei, zügig eine Freigabe vom Bauamt zu erhalten. Deshalb haben wir einen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte eingereicht und außerdem politisch Druck gemacht, dass endlich ein*e Vertreter*in vom Bauamt zum Ortsbesuch kommt.

„Für'n Wedding“ bedeutet eben, dass wir für die Menschen und ihre Initiativen im Wedding einstehen.

Aufatmen: Stein um Stein verschwindet

Nachtrag: Der politische Druck scheint Wirkung gezeigt zu haben. In Absprache mit Stadtrat Gothe konnte inzwischen eine Ortsbegehung stattfinden mit Vertreter*innen vom Bauamt. Als unmittelbares Resultat ist die Nutzung des Zapfhahns und der Toiletten und damit die Teilnutzung des Gebäudes gestattet. Der Toilettencontainer wird deshalb schon bald verschwinden. Zudem könnte die Begehung die Freigabe des gesamten Gebäudes beschleunigen. Damit sind die größten Steine vorerst aus dem Weg geräumt. Hoffentlich kann dann bald der Braubetrieb anlaufen.

Wir wünschen Matt viel Erfolg!